German Brass, Dezember 2018

Auch Trom­pe­ten kön­nen wie­hern – „German Brass“ auf Adventstournee in Wangen

Wangen – Adventszeit ist Blechbläserzeit und German Brass, die Bläserelite der deutschen Orchester, wird nicht müde, glänzende Barockschlager und internationale Weihnachtslieder brillant verpackt in schmissigen Arrangements darzubieten. Im Festsaal der Waldorfschule fanden die zehn Bläser und ihr Schlagwerker im Rahmen der Wangener Altstadtkonzerte ein begeistertes Publikum für ihr Programm „Christmas around The World“.

Seit 1985 gibt es das Ensemble, in dem Solisten der großen deutschen Orchester in der klassischen Besetzung von vier Trompeten, drei Posaunen, zwei Hörnern und einer Tuba musizieren und im zweiten Teil vom Schlagzeuger Herbert Wachter unterstützt werden. Die meisten haben zwei oder drei Instrumente verschiedener Tonart und Bauweise vor sich stehen, wechseln manchmal im Stück.

Zusammenspiel, Dynamik, Klangbalance passen zusammen, Perfektion und jahrelange Erfahrung übertragen sich auch auf die jüngeren Mitglieder wie den zweiten Hornisten François Bastian aus dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, der zumindest an diesem Abend an die Position des langjährigen Hornisten und Moderators Klaus Wallendorf getreten ist. Dieser bleibt mit seinen augenzwinkernden geschliffenen Texten präsent, in denen sich „wach“ auf „Bach“ reimt, russische oder spanische Sprachfloskeln zu Musik werden oder der vielleicht spezifische Humor der Blechbläser durchscheint.

Trompeter Werner Heckmann füllte an diesem Abend die kurzen Pausen, in denen die Kollegen ihre Lippenmuskulatur entspannen konnten, bevor sie sich wieder dem „gepflegten Tuten“ widmeten und sogar der eingeschaltete Werbeblock für den CD-Verkauf charmant übermittelt wurde.

Viele Stücke hat der erste Trompeter Matthias Höfs für German Brass arrangiert, selbst die Sologeige aus Vivaldis „Vier Jahreszeiten“ vermisst man nicht, wenn er selbst das Instrument an die Lippen setzt und in weiten Melodiebögen über das Klang gewordene Eis der Begleitstimmen aus dem „Winter“ zieht. Weihnachtlichen Glanz verströmen die Musiker in den festlichen Koloraturen von Händels „Feuerwerksmusik“ und Bachs Weihnachtsoratorium.

Eine musikalische Weltreise

Ein Muss im Programm von German Brass ist die berühmte d-Moll-Toccata von Bach, wenn Tuba und Bassposaune die Liegetöne platzieren und die Oberstimmen sich in gestochen scharfen Läufen und Echowirkungen ergehen. Bei Tschaikowsky erlebt man, wie eine Trompete wiehern kann, ein spanischer Dreiertakt durchaus nach bayerischer Volksmusik klingt und arabische Flötenschnörkel sich auch mit gestopfter Trompete authentisch anhören.

Im zweiten Teil schließlich überraschen die Musiker immer wieder mit ihrer musikalischen Weltreise durch deutsche, südamerikanische oder französische Lieder, mit pulsierenden Rhythmen, Bigbandsound und schrägen Harmonien, in denen die Melodien mehr oder weniger versteckt durchklingen: Bei aller musikalischen Perfektion und virtuosem Anspruch kommt auch der Humor nicht zu kurz, nicht nur in der Zugabe.

Katharina von Glasenapp, Schwäbische Zeitung, Kultur,  4. Dezember 2018