Jubiläumskonzert JBO, 12.11.2022

JBO-Konzert wird zum „Klassentreffen“ – Jubiläumskonzert bringt Ehemalige zusammen und Erinnerungen hoch

„Das JBO war meine erste musikalische Heimat.“ Mit ihrer Stimme sprach die frühere JBO-Musikerin Andrea Thiermann vielen ehemaligen und jetzigen Mitgliedern und Musikern des Jugendblasorchesters Wangen aus dem Herzen. So war es nicht verwunderlich, dass zum Jubiläumskonzert 50 Plus viele aus nah und fern wie zu einem großen „Klassentreffen“ anreisten. Entweder, um mitzumusizieren, oder einfach um alte Freunde, Lehrer und Bekannte wiederzusehen. Ein riesiges Orchester mit rund 100 Musikerinnen und Musikern begeisterte dann am Samstagabend die vielen Zuhörer im Festsaal der Waldorfschule.

Auf eine musikalische Reise nimmt das Jubiläumsorchester der Jugendmusikschule Wangen das Publikum im Festsaal der Waldorfschule mit. (Foto: Edgar Rohmert)

Dirigent Reiner Hobe brachte mit seinem Orchester aus ehemaligen und jetzigen Musikern Stücke zu Gehör, die sich besonderer Beliebtheit erfreuen. So wurde das Jubiläumskonzert zu einem mitreißenden Orchestererlebnis, das seinen geselligen Ausklang fand mit bewegenden Begegnungen zwischen früheren Mitgliedern des JBO und den Treugebliebenen.

Vor genau 52 Jahren ist das JBO als Jugendkapelle der Stadtkapelle Wangen gegründet worden. Dem Blasmusiknachwuchs in der Stadt sollte so der Weg ins große Orchester bereitet werden. Zu dem wegen Corona nachgeholten Jubiläumskonzert wurden Musiker „zusammengetrommelt“, die zu einer Revue der vergangenen 50 Jahre aufspielten. Jugendleiterin Ramona Schneider und Franz Osterkorn, die durchs Programm führten, begrüßten zu Beginn neben den Ehrengästen insbesondere die ehemaligen Dirigenten und Gründungsmitglieder.

Die musikalische Reise begann mit einem martialischen Auftakt. Mit „Ross Roy 10“ von Jacob de Haan wurden die Zuhörer klangstark und rhythmisch in den Schulalltag des St. Peter Lutheran College entführt, der in diesem Orchesterstück kraftvoll in Szene gesetzt wird. Harmonisch und melodisch leichter ging es weiter mit der „New Baroque Suite“, einer Komposition von Ted Huggens, die von Barock-Motiven ausgeht.

Franz Osterkorn und Ramona Schneider hatten einige nette Anekdoten aus der 52-jährigen Geschichte des JBO gesammelt. Der strenge und bisweilen turbulente Probealltag wurde genauso humorvoll thematisiert wie die zahlreichen Reiseerlebnisse. In manchen Partituren erscheinen heute noch die Namen der Schüler und Schülerinnen, die bei den Proben nicht fehlerfrei spielten, und von ihren Lehrern so namentlich festgehalten wurden.

Unvergesslich bleibt auch eine Reise nach La Garenne, bei der die jungen Musiker ihren Gasteltern Gastgeschenke in Form von Allgäuer Käse und Schnaps mit gebrachten. Als sich aber dann herausstellte, dass alle Musiker in einer Turnhalle untergebracht wurden, wusste man nicht, wohin mit den Gastgeschenken.

Für Musikprofessor Martin Spangenberg und Wolfgang Kogler war die Zeit beim JBO – damals noch unter dem „alten Frits“ (Frits Hauser) – eine großartige Lern- und Lehrzeit. Es wurde hart gearbeitet, was aber immer zu einem tollen gemeinsamen Konzerterlebnis führte. So auch an diesem Samstagabend bei dem Jubiläums-Herbstkonzert.

Die mitreißenden und begeisternden Stücke des Abends waren musikalische Highlights: Ob es nun „Lord Tullamore 8“ , „Moment for Morricone 9“ oder das von allen geliebte „Concerto d’Amore“ war – alle Musizierenden waren mit Feuereifer und großer Freude dabei und ernteten dafür großen Applaus des Publikums. Mitreißend auch das „Instant Concert 3“, bei dem in drei Minuten die klassischen Melodien von insgesamt 30 Stücken musikalisch performt wurden. Eine Meisterleistung! Mit zwei Zugaben – „Baby Elephant Walk“ und „Lexington“ fand das Konzert seinen Ausklang.

Bei dem anschließenden gemütlichen Zusammentreffen im Waldorfsaal wurden nostalgisch manche Geschichten und Höhepunkte des vergangenen halben Jahrhunderts ausgetauscht. Da war viel Lustiges dabei. Beispielsweise, als manche Musiker ziemlich „berauscht“ zu der Generalprobe eines Silvesterkonzerts kamen, weil sie tags zuvor noch beim „Schnurranten-Musizieren“ unterwegs waren.

Welche starke Anziehungskraft und prägende Wirkung das JBO auch heute nach über 50 Jahren noch hat, wurde an diesem Abend deutlich. Oder, wie es Musikprofessor Philipp Ahner zum Ausdruck brachte: „Ohne das JBO wäre mein Leben sicher anders verlaufen. Dass ich heute Prorektor und Professor an einer der 24 deutschen Musikhochschulen bin, verdanke ich auch meinen Erfahrungen und Erlebnissen in diesem Jugendblasorchester. Das JBO hat mein Verständnis eines gelingenden sozialen und musikalischen Miteinanders geprägt.“

Edgar Rohmert, Schwäbische Zeitung Wangen, 15. November 2022